"Wir wollten Funktionalitäten evaluieren und wissen, was beim Customizing auf uns zukommt. Durch das Starter Kit haben wir ein Gefühl dafür bekommen und erkannt, welche Module der V6 PLM-Umgebung für HELLA sinnvoll sind."
Dr. Ulrich Kertscher, Hella KGaA Hueck & Co.

Zusammen mit Dassault Systèmes und der Karlsruher TECHNIA GmbH plante das Unternehmen die bestmögliche Vorgehensweise und startete im April dazu ein Validierungsprojekt. In Workshops untersuchte man sowohl den strategischen als auch den methodischen Einsatz von V6.

Der Automobilzulieferer mit Zentrale in Lippstadt entwickelt und fertigt Komponenten und Systeme der Lichttechnik und Elektronik für die Automobilindustrie. In Joint-Venture-Unternehmen entstehen darüber hinaus komplette Fahrzeugmodule, Klimasysteme und Bordnetze. Auch verfügt Hella über eine der weltweit größten Handelsorganisationen für Kfz-Teile und Zubehör in mehr als 100 Ländern. Das Unternehmen zählt zu den Top 50 der weltweiten Automobilzulieferer sowie zu den 100 größten deutschen Industrieunternehmen. Weltweit sind über 23.000 Menschen in 70 Fertigungsstätten, Produktions-Tochtergesellschaften und Joint Ventures in 30 Ländern beschäftigt. Mehr als 3.500 Ingenieure und Techniker arbeiten konzernweit in Forschung und Entwicklung.

Mit insgesamt 1.300 CATIA Arbeitsplätzen weltweit entwickeln die Ingenieure bei Hella für die jeweiligen Märkte Scheinwerfer, Leuchten, Lichtelektronik und Front-End-Module sowie die Karosserieelektronik, Fahrerassistenzsysteme, Klimasteuerungen etc. Insgesamt gilt es, Baugruppen mit mehreren tausend Teilen und Unterbaugruppen zu managen. Um diese Datenmengen zu verarbeiten, werden 64-Bit-Systeme mit bis zu 16 GB RAM genutzt. Auch setzt der Zulieferer das Managementsystem für Produktdaten-Qualität, Q-Checker, von TECHNIA ein, um die Methodik seiner Konstruktion sowie wesentliche Qualitätsanforderungen einzuhalten.

Immer einen Schritt voraus

Wegen der Komplexität von Automobilentwicklungsprojekten müssen immer mehr Mitarbeiter an einem Produkt arbeiten, um dieses im vereinbarten Terminrahmen fertigzustellen. Daher entwickelt HELLA je nach kapazitiven Möglichkeiten außer in Lippstadt zum Beispiel mit entsprechenden Teams in Indien, China, USA und Europa. So können Projekte bis zu 24 Stunden täglich zeitlich aufeinanderfolgend bearbeitet werden.

Dr. Ulrich Kertscher, verantwortlich für die eingesetzten CAD-Werkzeuge und die notwendige CAD Methodikentwicklung bei HELLA, erläutert: „Uns hat die Vision beflügelt schneller am Markt zu sein und auf künftige Anforderungen optimal vorbereitet zu sein.“ Daher hat sich der Automobilzulieferer entschlossen, sich rechtzeitig mit V6 zu beschäftigen. „V6 ist nicht nur ein CAD-System, sondern stellt eine komplette PLM-Umgebung mit bedeutend mehr Prozessinformationen zur Verfügung“, erklärt der Maschinenbauer Kertscher. „Da wir unserem Management die Vorteile nachweisen müssen, müssen wir das System natürlich kennen.“

Überblick über die Themen und Module

So fällte man bei HELLA die Entscheidung, gemeinsam mit Dassault Systèmes und TECHNIA ein Vorprojekt, „V6 Starter Kit“, durchzuführen, um einen Überblick über Themen und Module zu erhalten und diese zu bewerten. Das Starter Kit beinhaltete eine Testinstallation mit mehreren Testlizenzen und die Durchführung von 13 ein- bis zweitägigen Workshops. In diesen wurden insgesamt zehn Vertretern der Bereiche IT, Softwareentwicklung, Konstruktion, Produktion und Fabrikplanung die einzelnen Themen und Module vorgestellt und gemeinsam am Rechner nachvollzogen.

Dazu gehören neben Installation, Customizing und Benutzeroberfläche unter anderem die Themen Change-Management, Bill of Material Management, Anforderungsverwaltung und SAP-Anbindung. So untersuchte man zum Beispiel, ob die V6-Funktionalitäten den Anforderungen von Hella entsprechen und die relevanten Prozesse optimieren können. Und das bei der Konstruktion mit CATIA, bei der Simulation mit DELMIA sowie bei der Datenverwaltung mit ENOVIA V6.  Ziel der ersten Evaluierung war, anschließend zwecks weiterer Vorgehensweise die richtigen Fragen stellen zu können. Dr. Ulrich Kertscher dazu: „Wir wollten wissen, was im Customizing auf uns zukommt, welche Schnittstellen wir wie realisieren und wie wir zukünftig Strukturen verwalten müssen. Auch galt es zu klären, wie wir SAP-Objekte über Migration, Konvertierung oder Infrastruktur in V6 einlesen und wieder auslesen.“

Erkenntnisse und Nutzungspotenzial

Zwei Monate dauerte das Validierungsprojekt. Als Ergebnisse verzeichnete man im CATIA-Umfeld unter anderem Vorteile bei der Bereitstellung und dem Zugriff auf CAD-Daten, ein einfacheres Bearbeiten großer Baugruppen sowie eine bessere Unterstützung bei der international verteilten Entwicklung. Das Nutzungspotenzial im Bereich Anforderungsverwaltung zeichnet sich durch einen umfassenden Funktionsvorrat sowie die Abbildung der Anforderungen in den verschiedenen Sichten „Funktion, Logik und Physisch“ aus. Auch könnte HELLA damit ein fehlendes System in der mechanischen Entwicklung abdecken.

Als Herausforderung sieht man dagegen den Aufbau der Infrastruktur und deren Administration sowie ein aufwändiges Customizing des gesamten Systems. Auch macht die Einführung von V6 eine neue Anbindung an das SAP-System notwendig. Erkenntnisse aus der ersten Evaluierung sind auch, dass bei dem „Named User Concept“ mehr Lizenzen benötigt werden, diese dann aber dem Anwender jederzeit und überall zur Verfügung stehen. Die Verarbeitung der Produkte über das neue Datenbankkonzept ist deutlich konsistenter als vorher. Da die Produktmodelle über Metadaten abgelegt und somit immer für alle Anwender aktuell sind, wird eine wesentlich verbesserte Linkverarbeitung ermöglicht und das Arbeiten in verteilten Projekten optimiert.

Darüber hinaus erwartet man bei HELLA ein einfacheres Bearbeiten großer Baugruppen, da diese gleichzeitig von unterschiedlichen Anwendern zu laden, zu bearbeiten und zu speichern sind. Auch kann der Anwender Teile davon nicht mehr unabsichtlich überschreiben und parallel durchgeführte Veränderungen können zusammengefügt werden. Das integrierte Visualisierungskonzept von V6 kann zu einer Verringerung der Datenmengen bei der Übertragung und somit zu einer bedeutend geringeren Netzwerkbelastung führen. Dies ist für HELLA eminent wichtig, da man die internationale Zusammenarbeit optimieren möchte.

Weitere Vorgehensweise

Laut HELLA bietet das Starter Kit eine gute Unterstützung bei der Einführung von V6. Dr. Ulrich Kertscher: „Wir wollten Funktionalitäten evaluieren und wissen, was beim Customizing auf uns zukommt. Durch das Starter Kit haben wir ein Gefühl dafür bekommen und erkannt, welche Module der V6 PLM-Umgebung für HELLA sinnvoll sind.“ Ebenso schätzt der Automobilzulieferer den Einsatz der Mitarbeiter von Dassault Systèmes und TECHNIA. „Alle Beteiligten waren höchst motiviert, uns V6 nahe zu bringen.“ So hat sich für HELLA die Investition in den Validierungsprozess gelohnt. Die Umsetzung zweier weiterer Projekte ist geplant.

Zum einen soll eine Minimalkonfiguration für den Einsatz von CATIA V6 mit der Abschätzung der daraus resultierenden Aufwände für einen „Initial Start up“ erarbeitet werden sowie das Konzept für die konkrete Umsetzung. Dabei gilt es in einer ersten Phase eine detaillierte Projektanalyse durchzuführen. Darüber hinaus plant man im Bereich der Anforderungsverwaltung den Nutzen für HELLA zu verifizieren. Bei positiver Entscheidung soll dann das Konzept für die Einführung erstellt werden.

So ist der Automobilzulieferer den Anderen schon jetzt einen Schritt voraus.