Für Firmen, die auf Nachhaltigkeit UND Wirtschaftlichkeit setzen, wird das Konzept der Kreislaufwirtschaft immer interessanter. Die Kreislaufwirtschaft stellt einen harten Bruch mit dem alten Modell der Linearwirtschaft dar, bei dem ständig neue Rohstoffe benutzt wurden, um neue Produkte herzustellen. Und wenn die dann nicht mehr gebraucht werden, werden sie einfach entsorgt.

Weit mehr als nur “grün handeln”

Das Modell der Kreislaufwirtschaft zielt hingegen darauf ab, einen unendlichen Kreislauf zu schaffen, in dem Materialien entweder erneuert oder wiederverwendet werden, so dass sich die unternehmerische Tätigkeit eines Unternehmens möglichst wenig auf die Umwelt auswirkt. Das Konzept geht heutzutage weit über “grünes Handeln” hinaus, da Führungskräfte mehr und mehr zu der Überzeugung gelangen, dass das Kreislaufmodell in Zeiten der Verknappung von Rohstoffen langfristige Profite am besten gewährleistet.

PLM-Systeme sollen dabei einen großen Beitrag leisten, Unternehmen bei der Umstellung auf das Kreislaufmodell behilflich zu sein. Aus unserer Sicht gibt es so viele wirtschaftliche Anreize für Unternehmen, beim Kreislaufmodell mitzumachen. Wir wollen ihnen dabei helfen, indem wir ein Tool bereitstellen, das einen ganzheitlichen Zugang zu diesem neuen Geschäftsmodell bietet.

Bessere Entscheidungen treffen

Wir sind der festen Überzeugung, dass ein PLM-System die beste Lösung darstellt, den Lebenszyklus eines Produkts im Kreislaufmodell zu verwalten. Und wir arbeiten bereits an neuen Lösungen zur Umsetzung dieses Modells. Eine solche Lösung könnte Unternehmen zum Beispiel den vollen Überblick darüber verschaffen, welche Materialien wiederverwendbar sind und damit schon in einem frühen Stadium des Herstellungsprozesses nützliche Entscheidungshilfen bieten.

Um die bestmöglichen Lösungen zu finden, sind wir Kooperationen mit Unternehmen sowie mit Zertifizierungsinstitutionen eingegangen. Gemeinsam wollen wir herausfinden, welche Funktionen ein Kreislaufmodell am besten unterstützen. Wir wissen, dass viele Unternehmen die Umstellung schrittweise durchführen. Deshalb wollen wir Module entwickeln, die eine effiziente Planung dieser Aufgabe ermöglicht. Deshalb arbeiten wir mit Branchenfachleuten zusammen.

Mit PLM in die Kreislaufwirtschaft einsteigen

Wir führen auch ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Chalmers University of Technology durch und erfassen Anforderungen aus Schweden und ganz Europa, um den Bedarf besser zu verstehen: Wie muss ein PLM-System aussehen, um ein Kreislaufmodell komplett zu unterstützen?

Linn Lindfred und Isa Nordeld von der Chalmers University of Technology schreiben in Zusammenarbeit mit TECHNIA eine Masterarbeit darüber, wie man Unternehmen den Übergang vom linearen Geschäftsmodell zur Kreislaufwirtschaft erleichtern kann.

Sie untersuchen verschiedene Stadien des Produktlebenszyklus (z.B. Design, Fertigung, Distribution, Vertrieb und Recycling), bei denen sich der Übergang schwierig gestaltet. Wie können IT-Systeme, vor allem PLM, dabei helfen, die Herausforderungen für Firmen, die das Kreislaufmodell anstreben, leichter zu bewältigen.

„IT-Systeme verfügen über das Potenzial, Unternehmen bei der Umsetzung des Kreislaufmodells zu unterstützen, aber noch bietet keine Firma ein zufriedenstellendes Servicepaket an“, sagt Linn.

Welch spannende Entwicklung in der PLM-Welt. Immer mehr Gesetzgeber und große Konzerne interessieren sich nun für das Kreislaufmodell und bei vielen Spitzenmanagern steht es ganz oben auf der Agenda. Wir wollen diejenigen sein, die diese vollständige Umstellung ermöglichen.

Nähere Informationen über die Kreislaufwirtschaft auf der Seite der Ellen MacArthur Foundation.

Kreislaufwirtschaft und Produktlebenszyklus-Management

Das Product Lifecycle Management (PLM), unterstützt verschiedene Strategien, mit denen Unternehmen eine Kreislaufwirtschaft in ihre Produktentwicklung einbeziehen können. Dazu gehören unter anderem:

1. Produkte zerlegbar und wiederverwertbar gestalten: Bei diesem Ansatz geht es darum, Produkte so zu konzipieren, dass man sie leicht auseinandernehmen und die darin verwendeten Materialien problemlos trennen und recyceln kann. Dies kann erreicht werden, indem man ein modulares Design und standardisierte Komponenten verwendet und Produkte entwirft, die leicht ausgebaut und repariert werden können. PLM-Systeme speichern Informationen über den Aufbau eines Produkts, einschließlich der verwendeten Materialien und Komponenten sowie der Montageanweisungen. Anhand dieser Informationen können Produkte so konstruiert werden, dass sie zerlegbar und wiederverwertbar sind. Möglichkeiten für eine modulare Konstruktion und standardisierte Komponenten lassen sich auf diese Weise ermitteln.

2. Recycelte Materialien verwenden: Die Verwendung recycelter Materialien bei der Produktentwicklung kann den Einsatz neuer Ressourcen reduzieren und die Abfallmenge minimieren. So können bei der Herstellung neuer Produkte recycelte Kunststoffe, Metalle, Glas und andere Materialien zum Einsatz kommen. Dank PLM lässt sich die Verwendung dieser Materialien während des gesamten Produktentwicklungsprozesses verfolgen. So lässt sich gewährleisten, dass die Produkte aus nachhaltigen Materialien hergestellt werden, wodurch weniger neue Ressourcen benötigt werden.

3. Produkt-Service-Systeme anbieten: Anstatt das Produkt selbst zu verkaufen, kann ein Unternehmen auch den Zugriff auf das Produkt oder die damit verbundene Dienstleistung anbieten. So könnten Sie z.B. nicht mehr die Bohrmaschine verkaufen, sondern das Recht auf deren Nutzung anbieten. Dies kann zu einer nachhaltigeren Ressourcennutzung und einer Verlagerung vom Verkauf von Produkten zum Verkauf von Dienstleistungen führen. PLM-Systeme können zur Steuerung des gesamten Lebenszyklus eines Produkts eingesetzt werden, inklusive Entwurf, Entwicklung und Ende des Lebenszyklus. Auf diese Weise können Unternehmen von einem produktorientierten zu einem dienstleistungsorientierten Konzept übergehen und fundiertere Entscheidungen über die von ihnen angebotenen Produkte und Dienstleistungen treffen.

4. Leasen oder Mieten: Ein Unternehmen kann seinen Kunden anbieten, seine Produkte zu mieten oder zu leasen, anstatt sie zu kaufen. Auf diese Weise behält das Unternehmen die Kontrolle über das Produkt und kann es am Ende des Leasingzeitraums ordnungsgemäß entsorgen oder überarbeiten. PLM kann dabei die Nutzung der geleasten Produkte dokumentieren.

5. Einen geschlossenen Fertigungskreislauf entwickeln: Bei diesem Ansatz geht es um die Entwicklung von Produkten und Herstellungsverfahren, die gut mit dem Recycling und der Wiederverwendung vereinbar sind. Bei der Kreislaufwirtschaft werden Abfallstoffe recycelt und im Fertigungsprozess wiederverwendet. Mithilfe von PLM lassen sich Materialien und Ressourcen während des gesamten Produktentwicklungs- und Fertigungsprozesses überwachen und Möglichkeiten für eine Kreislauffertigung ermitteln.

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Die Kreislaufwirtschaft ist auf Wiederverwertung und -verwendung angelegt. Ziel ist es, den Nutzen und Wert von Produkten, Komponenten und Materialien dauerhaft hoch zu halten. Man unterscheidet dabei zwischen technischen und biologischen Kreisläufen.

Nach dem Konzept der Begründer ist die Kreislaufwirtschaft ein kontinuierlicher positiver Entwicklungskreislauf, der durch ein intelligentes Management der endlichen Ressourcen und den Einsatz erneuerbarer Energien Naturkapital schont und fördert, den Ertrag von Rohstoffen optimiert und Systemrisiken minimiert. Sie funktioniert in jeder Größenordnung.

Wozu brauchen wir eine Kreislaufwirtschaft?

Es geht nicht nur um Recycling. Ressourcen müssen so zu genutzt werden, dass sie immer wieder einen Wert schaffen, so dass wir die Menge der zu verwendenden Materialien reduzieren können. Fünf Gründe, warum eine Kreislaufwirtschaft Mensch, Erde und auch dem wirtschaftlichen Ertrag zugutekommt:

  • Sie hilft, Abfall und Verschmutzung zu reduzieren.
  • Sie verbessert die Lebensqualität, weil weniger neue Materialien benötigt werden.
  • Sie verringert unseren Energie- und Rohstoffverbrauch.
  • Sie schafft neue Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten.
  • Sie senkt die Kosten für die Hersteller und somit auch für die Verbraucher.

Womit sollte man bei der Umstellung auf die Kreislaufwirtschaft beginnen?

Die Umstellung Ihres Unternehmens auf die Kreislaufwirtschaft ist kein leichtes Unterfangen. In erster Linie sollten Sie sich darauf konzentrieren, ein ganzes System zu entwickeln, nicht nur ein bestimmtes Produkt. Um dieses Ziel zu erreichen, kann vor allem ein Product Lifecycle Management (PLM)-System besonders hilfreich sein.

Wir untersuchen ständig neue Möglichkeiten, mithilfe der Digitalisierung die Herstellung von Kreislaufprodukten zu vereinfachen. Darunter:

Bereits heute unterstützen wir Unternehmen wie Ihres bei der Nutzung solcher Möglichkeiten. Bevor Sie jedoch wirklich grundlegende Veränderungen vornehmen, gilt es, sich einen umfassenden Überblick über die Abläufe in Ihrem Unternehmen zu verschaffen. Wie kann ein neues Modell simuliert werden? Denn bei einer Umstellung auf die Kreislaufwirtschaft müssen Abläufe von Grund auf überdacht werden.

Disruptive Technologien im Fokus

Bei der Kreislaufwirtschaft geht es vor allem um Disruption und den Einsatz neuer Technologien, um so die Art und Weise zu ändern, in der wir handeln, produzieren und konsumieren. Viele sehen disruptive Technologien aber immer noch eher als Bedrohung denn als Chance.

Der Schlüssel dazu, Disruption als Chance zu begreifen, liegt darin, Ihre “technologische Intuition” zu entwickeln und Möglichkeiten zu verstehen, lange bevor sie Realität werden, sagt Märtha Rehnberg, Mitbegründerin von DareDisrupt, einem Unternehmen zur Förderung neuer Technologien.

Laut Rehnberg hat digitale Natur disruptiver Technologien zur Folge, dass sie im Vergleich zu traditionellen Modellen eine andere Entwicklungsgeschwindigkeit aufweisen. “Ältere Technologien durchdringen den Markt linear, während digitale Technologien Märkte oft exponentiell erobern”, sagt sie. “Wenn sich etwas exponentiell entwickelt, bewegt es sich zu Anfang sehr langsam und startet dann plötzlich richtig durch. Und das ist der Zeitpunkt, zu dem wir überrascht sind. Die wichtigste Grundregel in Bezug auf disruptive Technologien ist, jetzt zu investieren, um später nicht überrascht zu werden.” Diese Lektion musste Rehnberg selbst auf die harte Tour lernen. Während sie für den dänischen Reedereigiganten Maersk arbeitete, war sie Wegbereiterin eines bahnbrechenden Projekts zur Herstellung bestimmter Teile an Bord der Schiffe mittels 3D-Drucks. Als es an der Zeit war, dem Vorstand ihre Investmentstrategie zu präsentieren, erkannte sie Ihr Problem.

100 Mal Schneller

“Die Technologie hatte sich rasant entwickelt und ich hatte in meiner Analyse nur lineare Annahmen. Ich hatte mir die vergangenen fünf Jahre angesehen. Während dieser Zeit habe ich die Entwicklung linear in die Zukunft projiziert, wie ich es im Wirtschaftsstudium gelernt hatte. Als ich beim Vorstand vorstellig wurde, gab es plötzlich eine neue Technologie, die 100 Mal schneller war. Es gab ein Open-Source-Projekt zum 3D-Drucken von Metallteilen, das $1.500 kostete. Und ich hatte 1 Million Dollar veranschlagt. Da erkannte ich, dass Technologie nicht bloß etwas ist, was Ingenieure entwickeln und analysieren, sondern dass sie uns alle angeht,” sagte Rehnberg.

Neue Märkte

Seit dieser Zeit ist Rehnberg eine Befürworterin strategischer Disruption und der Entwicklung ökologisch nachhaltiger technologischer Anwendungen. Für ihre Arbeit und ihre öffentlichen Reden wurde sie vom St. Gallen Symposium drei Jahre in Folge als „Leader of Tomorrow“ ausgezeichnet.

Rehnberg drängt auch darauf, dass Menschen die Aus- und Nachwirkungen neuer Technologien im Auge behalten und verstehen, welche neuen Chancen und Möglichkeiten sich dadurch in verschiedenen Branchen eröffnen. So hat z.B. die Digitalfotografie möglicherweise zum Konkurs von Kodak geführt. Sie hat aber auch den Weg bereitet für selbstfahrende Fahrzeuge und neue Überwachungsmethoden, die die Gesellschaft, wie wir sie kannten, für immer verändern.

Technologie geht im Endeffekt jeden einzelnen an

“Technologische Intuition bedeutet, die Auswirkungen einer neuen Technologie zu analysieren und zu realisieren, dass sie neue Märkte schaffen kann, die es bisher nicht gab, und sogar unser Menschsein verändern kann,” meint Rehnberg.

Da alle Branchen und Industrien von disruptiven Technologien betroffen sein werden, ist Rehnberg fest überzeugt, dass eines für alle diese Technologien gelten sollte:

“Angesichts all der Dinge, die sich ändern werden, ist eine der wichtigsten Fragen, die wir uns heute stellen können: Was wird sich in den kommenden 10 Jahren nicht ändern? Einer dieser Bereiche, der sich nicht ändern wird, ist unser Fokus auf die Umwelt und den Klimawandel. Und da kommt die Kreislaufwirtschaft als Riesenchance für disruptive Technologien ins Spiel,” sagt sie.


Autoren: Hannes Lindfred, Alessandro Passaro, (Chalmers University of Technology) Märtha Rehnberg (DareDisrup)
Quelle: 
Ellen MacArthur Foundation

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